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Schweizer Handelszeitung vom 31.10.2014
Auf Twitter-Chef Dick Costolo hagelt es Kritik. Der Manager versucht, das Unternehmen mit seinen Rechenkünsten profitabel zu rechnen und verspielt damit das Vertrauen der Anleger.
«Go big or go home» – «werde der Grösste oder mach‘ dich vom Acker». Dieses Leitmotiv galt über viele Jahre im Silicon Valley, dem Technologiestandort schlechthin. Wachstum um jeden Preis – irgendwann werde sich dies auch für die Aktionäre auszahlen, war die Annahme. Investoren goutierten dies, indem sie Start-ups wie Twitter ihr Vertrauen schenkten und die Aktie in die Höhe trieben.
Doch die Silicon-Valley-Kultur bekommt erste Kratzer; unter Investoren scheint die Ansicht zu reifen, dass auch diese Start-ups irgendwann Profit abwerfen müssen. Amazon wurde für ihre unkontrollierte Investitionswut bereits abgestraft. Und der Kurznachrichtendienst Twitter, der erst seit einem Jahr an der Börse ist, schickt sich an, in dessen Fussstapfen zu treten.
Billige Rechentricks
Dass Twitter-CEO Dick Costolo vor versammelter Analystenrunde versuchte, mit einem Taschenspielertrick die Finanzexperten von der Profitabilität des Unternehmens zu überzeugen, grenzt an Dreistigkeit. Costolo präsentierte stolz einen Gewinn von 0,01 Dollar pro Aktie – allerdings nur unter Ausrechnung diverser Kosten in einer selbstgewählten Kennzahl.
Der US-Investor Peter Thiel sagte gegenüber CNBC das, was wohl viele denken. Twitter habe eine Menge Potenzial. Aber: «Es ist eine fürchterlich schlecht geführte Firma – da wird wahrscheinlich ´ne Menge Hasch geraucht. Aber die Marke ist so stark, die wird auch das überleben.» Dem kann man sich nur anschliessen. Dass Twitter ihr horrendes Wachstum nicht auf ewig halten können wird, dürfte jedem Anleger klar sein, und das ist auch kein Beinbruch. Wenn CEO Costolo jedoch versucht, mit billigen Bilanzierungstricks die Realitäten zu verschönern, verspielt er vor allem eines: Das Vertrauen der Anleger.